Neurochirurgie Karlsruhe
Neurochirurgie Karlsruhe

FRANC DOUGLAS INGRAHAM (1898 - 1965)

Amerikanischer Neurochirurg, der als Begründer der pädiatrischen Neurochirurgie gilt. Er erhielt seine chirurgische Ausbildung bei Cushing. Ingraham entwickelte in Boston ab 1929 die pädiatrische Neurochirurgie unter Cushing. Wesentliche Arbeiten von ihm existieren zur operativen Therapie dysraphischer Störungen. Ferner Entwicklung des Fibrinschaums als Hämatostyptikum. Ingraham publizierte erstmals über den Einfluß von ACTH und Cortison bei Hypophysentumoren und Kraniopharyngeomen. Seine 1954 erschienene Monographie „Neurosurgery in Infancy and Childhood“ (gemeinsam mit seinem Schüler und Nachfolger Matson) war das erste Lehrbuch auf dem Gebiet der Pädiatrischen Neurochirurgie.

PETER JOSEPH JANNETTA

Jahrgang 1932, wurde in Philadelphia, Pennsylvania, geboren. Studium und allgemeinchirurgische Ausbildung in Pittsburgh. Danach neurochirurgische Ausbildung bei W. Gene Stern in Los Angeles, California. 1966 erste mikrovaskuläre Dekompression der Trigeminuswurzel bei einem Patienten mit Fazialisspasmus zusammen mit Robert Rand. Nach Beendigung seiner neurochirurgischen Ausbildung wurde er Leiter der Abteilung für Neurochirurgie in der Louisiana State University in New Orleans. 1973 Leiter der neurochirurgischen Klinik an der University of Pittsburgh. Ihm wurde von der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie im Jahr 2000 die Fedor-Krause-Madaille verliehen. Die von ihm erstbeschriebene OP-Technik der mikrovaskulären Dekompression der Trigemiunswurzel wird heute nach im benannt. 

SIR GEOFFREY JEFFERSON (1886 - 1961)

efferson wurde in Rochdale, England geboren. 1911 in Manchester Master of Surgery. Zwischen 1912 und 1919 chirurgische Tätigkeiten in England und im Ausland mit Kriegseinsätzen. 1918 Leiter eines Lazaretts mit Hirnverletzten in Frankreich. Erste Publikationen über die Pathophysiologie von Kopfschußwunden. 1919 Studienaufenthalt bei Cushing in Boston. 1923-26 Einrichtung der ersten Neurochirurgischen Abteilung in Manchester. 1939 Berufung auf den ersten Lehrstuhl für Neurochirurgie in Manchester. Jeffersons wesentliche Beiträge in der Neurochirurgie waren Arbeiten über Wirbelsäulenverletzungen, die mit  „Fractures of the Atlas“ (1920) begannen.

Edgar Allen Kahn (17.08.1900-29.08.1985)

Kahn wurde in Detroit, Michigan geboren. Kahn jüdische Großeltern sind im 19. Jahrhundert aus dem Rheinhessischen in die USA ausgewandert. Kahn, der Deutsch sprach, studierte bis 1924 Medizin an der University of Michigan Medical School. Ab Januar 1925 bis 1929 chirurgische Ausbildung an der Ann Arbor Universitätsklinik. Er war der erste Assistenzarzt von Max Minor Peet, dessen Nachfolger er 1949 wurde. Ab 1928 mehrere Fortbildungsaufenthalte ("sabattical leaves") bei Foster Kennedy (New York), 1929 und 1932 in der UdSSR (Burdenko), sowie 1936 bei E. Arnold Carmichael (London) und in Breslau (Förster) und Berlin (Sauerbruch). 1942 bis 1946 Militärdienst. Kahns hat als wohl Erster Kontrastmittel zur Diagnose und Dynamik eines Hirnabszesses vorgenommen. Kahn verfaßte 1972 die lesenswerte Autobiographie "Journal of a Neurosurgeon", in der er die typische Entwicklung der Neurochirurgie in den USA vor allem in den 1920er und 30er Jahren beschreibt.

LUDWIG GEORG KEMPE (16.10.1915-22.06.2012)

Kempe wurde in Prenzlau, Uckermark, als Sohn des in Oderberg praktizierenden jüdischen Landarztes Georg Kempe geboren. Studium der Medizin in Berlin. 1936 Emigration nach Zürich, wo Kempe zunächst Zoologie belegte. In Bern chirurgische Tätigkeit. 1946 Auswanderung in die USA. Dort dreijährige chirurgische Tätigkeit in der US Army auf verschiedenen Posten, u.a. auch in Europa (Landstuhl, Rheinland-Pfalz), zunächst neurochirurgische Tätigkeit am Walter Reed Memorial Hospital, Washington D.C. als stellvertretender Leiter der neurochirurgie und 1965-72 Direktor der Neurochirurgie am Walter Reed Hospital. Ab 1973 Professor für Neurochirurgie an der Medical University, Charleston, S.C.. Kempes wissenschaftliche Arbeiten umfaßten die gesamte Neurochirurgie. 1968 und 1970 wurde die zweibändige Monographie Operative Neurosurgery veröffentlicht, die vor allem wegen ihrer instruktiven Zeichnungen imponierte. 2004 wurde Kempe in Köln die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie verliehen.

http://en.wikipedia.org/wiki/Ludwig_G._Kempe

http://www.legacy.com/obituaries/charleston/obituary.aspx?pid=158376432

 

Max Klingler-Hegi (1917-1994)

Klingler wurde in Winterthur (ZH) geboren. Ab 1936 Medizinstudium in Basel, Zürich und Genf. 1942 Staatsexamen. Promotion über Sehstörungen bei Schädelverletzungen. Danach in Basel am Pharmakologischen Institut und in der Medizinischen Klinik tätig. In den 1950ern Mitarbeiter am Neurologischen Ambulatorium bei Bing. Weiterbildung am National Hospital of Mental Health (London), danach bei Tönnis, Köln und 1948/50 bei Krayenbühl, Zürich. 1951 Neurologischer Oberarzt bei Georgi (Basel),  1954 Oberarzt bei Nissen sowie Leiter der Neurochirurgischen Abteilung. 1958 Habilitation. 1964 Extraordinarius für Neurochirurgie sowie Lehrauftrag für Neurochirurgie an der Universität Basel. 1968 Wechsel in die Pharma-Industrie. (Foto: Staatsarchiv Basel Stadt)

EMIL THEODOR KOCHER (1841 – 1917)

Kocher wurde in Bern geboren und legte ebenda 1865 sein Staatsexamen ab. 1865 bis 1866 längere Fortbildungsaufenthalte in Berlin und London. Bis 1869 Assistent bei dem v. Langenbeck-Schüler Georg Albert Lücke, dessen Nachfolger am Inselspital er 1872 wurde. 1880 Ruf an die Deutsche Universität in Prag, zu dessen Annahme zahlreiche deutsche, aber auch schweizer Kollegen rieten. Kocher lehnte dennoch ab, wie auch spätere Anfragen aus Strassburg, Bonn, Wien und Berlin. Ab 1885 neurochirurgische Arbeiten über Rückenmarksverletzungen, zur chirurgischen Epilepsiebehandlung und Hirndruckforschung. 1896 veröffentlichte Kocher die erste vollständige, später kaum veränderte Tafel menschlicher Dermatome, noch vor denen von Head (ab 1893) und lange vor Förster (ab 1927) oder Jansen (1938).  1909 wurde Kocher der Nobelpreis für seine Arbeiten zur Physiologie der Schilddrüse verliehen.

WOLFGANG THEODOR  KOOS (14.02.1930 – 31.03.2000)

Koos wurde in Wien geboren. Studium der Medizin in Wien 1948-1954. 1955 Assistent bei Krayenbühl (Zürich) und 1955-1957 bei Nissen, Basel. Auf Vermittlung Nissens 1957-61 Assistent bei James Watts an der Georgetown-University, Washington, DC. 1961 Leiter der Neurochirurgie in Bad Ischl, wo er auch die pädiatrische Neurochirurgie leitete. 1964-69 Leiter der pädiatrischen neurochirurgischen Klinik in Wien, wo er 1969 die Mikroneurochirurgie einführte. 1978 Direktor der Neurochirurgie in Wien. Koos war wissenschaftlich umfassend vor allem auf den Gebieten der Gliome, zerebrovaskulärer Erkrankungen und der Pädiatrischen Neurochirurgie tätig und ist Nestor der modernen Neurochirurgie in Wien. Er hat in Österreich eine neurochirurgische Schule begründet.

 

FEDOR VICTOR KRAUSE (1856 - 1937)

Geboren in Friedland, Oberschlesien. In Berlin 1873 zunächst Studium der Musik, 1875 Abitur und Studium der Medizin. 1883 Assistent bei v. Volkmann in Halle/S.. Habilitation über maligne Neurome. 1892 bis 1900 Oberarzt in Altona. 1900-1922 Chefarzt am Augusta-Hospital in Berlin. Wesentliche neurochirurgische Beiträge von Krause sind die operative Behandlung der Trigeminusneuralgie, von Tumoren im Kleinhirnbrückenwinkel, allgemeine Hirntumorchirurgie sowie erste Anfänge der Epilepsiechirurgie. Krauses subokzipitaler Zugang zur hinteren Schädelgrube gilt modifiziert noch heute als Standard. Erste Bandscheibenoperationen ("Enchondrome") ab ca. 1907 im Bereich der HWS und LWS über eine Laminektomie und in der LWS transdural. Enge Zusammenarbeit mit Hermann Oppenheim, der Krause zahlreiche Patienten seines Ambulatoriums zur OP schickte. Ab 1911 neurochirurgische Lehrbücher "Chirurgie des Gehirns und Rückenmarks" (1911) und zusammen mit seinem Mitarbeiter und Nachfolger (1922) Emil Heymann "Lehrbuch der chirurgischen Operationen" (Band I 1912 und Band II 1914).

HUGO KRAYENBÜHL-GROSS (1902 – 1985)

Krayenbühl wurde in Zihlschlacht (TG) geboren. 1927 Staatsexamen in Zürich. Danach Ausbildungszeiten bei Carl Bonhoeffer in Berlin (Charité) sowie bei Carl Meier in Burghölzli. 1934 – 1936 neurochirurgische Ausbildung bei Hugh Cairns, London. Nach seiner Rückkehr nach Zürich 1937 Aufbau der ersten  Neurochirurgischen Station in der Schweiz noch in der chirurgischen Klinik des Österreichers Paul Clairmont. 1939 wurde Krayenbühl Leiter der Neurochirurgischen Station. Diese befand sich in der Heliosstraße 22 in Zürich-Hottingen (heute: Gerontopsychiatrisches Zentrum Hegibach). Sie erhielt 1941 den Status einer Universitätsklinik. Im selben Jahr Habilitation und Ernennung zum Privat-Dozent. 1948 Ernennung zum a.o. Professor. 1963 Ordinarius für Neurochirurgie am Kantonsspital Zürich. Krayenbühl führte in der Schweiz die zerebrale Panangiographie (1940), die stereotaktische Neurochirurgie (1947) sowie die Mikroneurochirurgie ein (1967). Viele seiner Schüler besetzten später leitende Funktionen in neurochirurgischen Einrichtungen in der Schweiz. 1973 Pensionierung. Sein Nachfolger wurde M. Gazi Yasargil.

RUDOLF ULRICH KRÖNLEIN (1847 – 1910)

Krönlein wurde in Stein am Rhein (SH) geboren. Weiterbildung bei Rose in Zürich. Im deutsch-fränzösischen Krieg Lazaretttätigkeit in Berlin-Tempelhof. Ab 1874 chirurgische Weiterbildung bei Langenbeck in Berlin. 1878 Ordinarius für Chirurgie in Giessen. 1879 Rückkehr zu Langenbeck. 1881 Direktor der Chirurgischen Klinik in Zürich. Führte weltweit als Erster die Appendektomie durch. Wesentliche hirnchirurgische Beiträge  zur Entlastung des kranialen epiduralen Hämatoms („Krönlein´ sche Testbohrlöcher“), die Entwicklung eines Kraniometers zur Bestimmung der Schädelnähte und zur Trigeminusneuralgie.

GUY LAZORTHES (04.07.1910-26.03.2013)

Lazorthes wurde in Toulouse geboren. Die Eltern waren Mediziner und stammten aus Bordeaux. Studium der Medizin und Wissenschaften an der Universität Toulouse. Promotion an der Sorbonne, Paris. 1945-46 Neurochirurgische Fortbildung in den USA bei Peet in Ann Arbor, Michigan, Adson an der Mayo Klinik, Dandy am Johns Hopkins Hospital sowie bei Penfield am Montreal Neurological Institute. Lazorthes arbeite wissenschaftlich vor allem über die vasomotorische Kontrolle. Hierüber Publikation einer Monographie Le Système Neuro-vasculaire (1949), für das René Leriche das Vorwort schrieb, da Lazorthes´ in diese Richtung bereits wissenschaftlich in Strasbourg und in Paris gearbeitete hatte. Weitere wissenschaftliche Arbeitsgebiete waren die peripheren Nerven Neuroanatomie (1955). Lazorthes arbeitete seine gesamte Berufslebenszeit an der Universität Toulouse.

http://fr.wikipedia.org/wiki/Guy_Lazorthes

Walter Lehmann (1888-1960)

Geboren in Frankfurt am Main. Medizinstudium in Berlin. Promotion 1912. Ab 1915 chirurgische Ausbildung an der Göttinger Universitätsklinik (Rudolf Stich). Während des 1. Weltkriegs kriegschirurgische Tätigkeit sowohl in der Universitätsklinik als auch in den Göttinger Lazaretten mit dem Schwerpunkt "Periphere Nervenverletzungen". 1920 Habilitation in Göttingen und 1. Oberarzt ebenda. 1921 Publlikation der Monographie "Die Chirurgie der peripheren Nervenverletzungen". 1924 Publikation "Über die Sensiblen Fasern der Vorderen Wurzeln". 1925/26 für 6 Monate neurochirurgische Hospitationen in den USA bei Cushing, Dandy, und Frazier. 1929 Chirurg am Krankenhaus des Vaterländischen Frauenvereins Frankfurt/Main und akademische Lehrtätigkkeit an der Frankfurter Universität. 1930 Publikation des ersten deutschsprachigen Lehrbuchs der Neurochirurgie. Als Jude wurde Lehmann als Folge der Nazigesetzgebung 1933 entlassen. 1936 Emigration nach Albanien, dort als Chirurg tätig. 1939 Ausreise in die USA, wo er keine ärztliche Tätigkeit mehr ausübte. (Text: U. Eisenberg, D. Rosenow; Foto: H. Lehmann)

LARS LEKSELL (1907 - 1986)

Leksell wurde in Fässberg, Schweden geboren. Medizinstudium am Karolinska-Institit und ab 1935 neurochirurgische Ausbildung bei Olivecrona. 1958 Professor für Chirurgie an der Universität Lund. 1960 wurde er Nachfolger Olivecronas in Stockholm. Er leitetet die Klinik bis zu seiner Emeritierung 1974.Leksell war einer der Protagonisten der funktionalen Neurochirurgie und entwickelte eigene Geräte zu Stereotaxie. 1951 entwickelte Leksell zusammen mit dem Radiobiologen Borje Larsson die Radiochirurgie. Die heutigen Techniken des Gamma- und des Cyberknifes basieren auf den Erfindungen Leksells.

RENÉ LERICHE (1879 - 1955)

Leriche wurde in Roanne in Zentralfrankreich geboren. Chirurgische Ausbildung bei Delore, Poncet und Jaboulay in Lyon. 1906 – 1909 Chef de Clinique Chirurgicale in Lyon. Zwischen 1906 und 1914 umfassende Fortbildungsreisen in Europa und in die USA. Angeregt durch Foerster ab 1911 Beginn seiner neurochirurgischen Tätigkeit. Während des 1. Weltkriegs erste Untersuchungen über Stumpfschmerzen an Amputierten sowie Beginn der Sympathikuschirurgie. 1924 Ruf nach Strasbourg als Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik A. Hier unter anderem Beginn der Schmerzchirurgie. 1937 Ruf als erster Chirurg auf das Direktorat für Experientelle Chirurgie an das Collège de France in Paris. Nach dem Krieg noch Tätigkeit am Hôpital Américain in Paris.

VICTOR DARWIN LESPINASSE (1878-1946)

Amerikanischer Urologe aus Aurora, Illinois. Studium der Medizin an der Northwestern Medical School. Chirurgische Ausbildung am Cook County Hospital, Chicago. Kurzer Europaaufenthalt am Hôpital Necker in (Paris). Danach Tätigkeit als Urologe am Wesley Hospital, Chicago. Lespinasse entfernte mittels Zystokop einen chirurgischen Fremdkörper aus der Blase (1906), und entfernte mittels eines Zystoskops als erster bilateral den Plexus choroideus zur Behandlung von Hydrozephalus internus bei Kindern (1910). Lespinasse gilt somit als der Begründer der Neuroendoskopie. Dandy und Blackfan berichteten erst später über ihre Erfahrungen an Hunden (1914) bzw. führten den Terminus „Ventrikuloskopie“ ein (Dandy, 1922). Lespinasse hatte wesentlich auf dem Gebiet der Gefäßanastomosen gearbeitet, wofür er einen Preis der American Medical Society erhielt (1910) und auf dem Gebiet der männlichen Sterilität (Testikeltransplantation und Vasoepididymostomy), wofür er ebenfalls geehrt wurde (1917 und 1920). http://journals.lww.com/neurosurgery/Abstract/1996/12000/Victor_Darwin_Lespinasse__A_Biographical_Sketch.30.aspx  

PEDRO MANUEL DE ALMEIDA LIMA (16.01.1903-4.12.1985)

Almeida Lima wurde durch seine Zusammenarbeit mit Egas Moniz bekannt. Lima war der Begründer der modernen Neurochirurgie in Portugal und war Direktor der neurochirurgischen Universitätsklinik in Lissabon.

http://memoria.ul.pt/index.php/Lima ,_Pedro_Manuel_Urbano_de_Almeida

SIR WILLIAM MACEWEN (1848 - 1924)

Schottischer Chirurg, in Glasgow tätig. Macewen erhielt seine Ausbildung bei Lister in Glasgow, der die Asepsis in der Chirurgie begründete. 1879 entdeckte Macewen Bakterien im Eiter von Patienten, deren Wunden zuvor mit den von Lister eingeführten Carbol-getränkten Tüchern behandelt wurden und kochte alle Materialien, die mit den operativen Wunden in Berührung kamen. Macewens Beiträge in der Neurochirurgie waren zahlreich. Sein wesentlicher neurochirurgischer Beitrag war die Operation von Abszessen im Gehirn und Spinalkanal und operierte 1876 in Glasgow erstmals an der Leiche eines 11-Jährigen mit einem links-frontalen Hirnabszes, den bei Lebzeiten zu operieren man ihm untersagte. Er führte ferner die neurologische Diagnose für die präoperative Lokalisation von Hirnprozessen ein.

THIERRY de MARTEL de JANVILLE (1875 - 1940)

Geboren in Maxéville (Meurthes-et-Moselle). Neurologische Ausbildung bei Babinski.  Zusammen mit Vincent begründete de Martel an der Salpétrière die moderne Neurochirurgie in Frankreich. Studienaufenthalte bei Horsley (London) und Cushing in Boston. De Martel operierte als Erster intramedulläre Tumoren (1911) und führte die Ventrikulographie zur Tumorlokalisation in Frankreich ein sowie die sitzende Position bei Hirnoperation im Bereich der hinteren Schädelgrube. De Martel erfand zahlreiche chirurgische Instrumente. Nach einem Streit mit Vincent 1929 verließ de Martel die Salpétrière und wurde 1939 Leiter der Chirurgie am American Hospital in Paris-Neuilly. Beging am 14.06.1940 nach Einmarsch der Deutschen Truppen Selbstmord.

PAUL MARTIN (1891 - 1968) Martin war der Begründer der modernen Neurochirurgie in Belgien und hatte von 1948 bis 1965 den ersten unabhängigen Lehrstuhl für Neurochirurgie an der Freien Universität Brüssel inne. Er war der erste belgische Neurochirurg, der sich zwischen 1920-1922 bei Halstead und Cushing in Neurochirurgie fortbildete. 1929 erneuter Aufenthalt bei Cushing am Peter Bent Brigham Hospital. In dieser Zeit Leiter der Abteilung für Experimentelle Chirurgie. 1955 war er der Mitbegründer von "Neurochirurgie", der offiziellen Zeitschrift der "Société de neurochirurgie de langue française". Wissenschaftliche Tätigkeit vor allem auf dem Gebiet der Röntgen-Bildgebung (myelographische Verfahren). Sein Nachfolger an der Universitätsklinik in Brüssel wurde 1965 Jean Brihaye.

DONALD DARROW MATSON (1913-1969)

Ausbildung und Abschluß an der Cornell Universität, New York. Ab 1939 neurochirurgische Fortbildung an der Harvard Medical School. Während seines Kriegsdienstes ab 1943 Interesse an Schädel-Hirnverletzungen. Ab 1946 Mitarbeiter bei dem Begünder der pädiatrischen Neurochirurgie, Franc Douglas Ingraham und erste paidoneurochirurgische Arbeiten. Zusammen Verfasser der Monographie "Neurosurgery of Infancy and Childhood" (1954), das zwei Auflagen erlebte. Wurde 1964 Ingrahams Nachfolger am Peter Bent Brigham Hospital in Boston.

FRANK HENDERSON MAYFIELD (1908 - 1991)

Geboren in Garnett, S.C., USA. Medizinstudium und neurochirurgische Ausbildung in Virginia, Richmond unter Glen Spurling. 1937 gründete er eine Abteilung für Neurochirurgie in einem Kreiskrankenhaus in Cincinnati, Ohio. Zusammen mit John Evans, dem Direktor der Neurochirurgie  an der Universität Cincinnati, baute er ein bundesstaatliches Ausbildungsprogramm für Neurochirurgen auf. Während des Krieges 1942-1945 Leiter der Neurochirurgie in einem Armeehospital in Michigan. Mayfield  entwickelte den Sicherheitsgurt für Automobile mit einem Ford-Ingenieur. Ferner entwickelte er medizinische Instrumente, wie z.B. Arterienclips und die nach ihm benannte „Mayfield-Klemme“, die noch in der Neurochirurgie genutzt wird.

GEORG MERREM (1908 - 1971)

1929 Beginn der neurochirurgischen Ausbildung bei Heymann, Augusta-Hospital, Berlin. 1949 beginn der neurochirurgischen Tätigkeit in Leipzig an der Universitätsnervenklinik auf Betreiben des kommissarischen Leiters R.A. Pfeiffer, dem Direktor des Flechsig´schen Hirnforschungsinstituts. 1952 Aufbau der Neurochirurgischen Klinik in der ehemaligen Privatklinik Payrs in der Johannisallee 22. 1955 o. Professor für Neurochirurgie an der Universität Leipzig. Unter Merrem Ausbau der Neurochirurgischen Klinik zum führenden Ausbildungs- und Forschungszentrum der Neurochirurgie in der DDR. Zahlreiche Schüler Merrems besetzten leitende Positionen in der DDR (Berlin-Buch, Halle, Jena, Dresden). 1969 Verleihung der Fedor-Kraus-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie.

 

MARIO MILLETTI (29.04.1914 - 3.1959)

Milletti wurde in Pescia (Pistoia) geboren und graduierte in Mezin an der Universität Bologna. Zwischen 1936 und 1937 zunächst in der Pathologie bei Werner Hück in Leipzig. Danach allgemeinchirurgische Tätigkeit an der Universitäsklinik Bologna. 1942 Beginn der neurochirurgischen Ausbildung, u.a. von Juli 1942 bis Januar 1943 in Berlin bei Tönnis. Danach weitere neunmonatige Gastarzttätigkeit bei Olivecrona in Stockholm sowie bei Jefferson 1946-47 in Manchester. 1948 Habilitation in Chirurgischer Pathologie, 1954 Habilitation für das Fach Neurochirurgie. Ab 1947 Leitung einer unabhängigen Abteilung für Neurochirurgie "Cesare Cavina" am Maggiore Hospital in Bologna. Milletti war einer der neun Gründer der Italienischen Gesellschaft für Neurochirurgie in Turin am 29.05.1948. Milletti gehörte mit Wolfgang Sorgo und Friedrich Adolf Loew zu den Mitbegründern der Acta Neurochirurgica 1951.

WILLIAM JASON MIXTER (1880 - 1958)

Mixter wurde in Wien geboren. 1902 B.S. am MIT, Boston, 1906 Medizinexamen an der Harvard Medical School. 1911-15 und 1919-33 Arbeit als Neurochirurg am Massachusetts General Hospital. Im 2. Weltkrieg Arbeit  als Chirurg in verschiedenen Lazeretten in Europa. 1933-46 war er der erste Leiter der neurochirurgishen Abteilung am Massachusetts General Hospital. 1953 Pensionierung. Mixters Name wird vor allem mit der Erstbeschreibung  der Operation lumbaler Bandscheibenvorfälle verbunden, worüber er 1934 zusammen mit Joseph Seaton Barr (1901-1964) publizierte. Dieser Zusammenhang ist falsch. Andere Autoren haben bereits vorher exakte Beschreibungen hierzu geliefert (Dandy 1929, Petit-Dutaillis 1928). Barr hatte seine neurochirurgische Ausbildung ab 1922 bei Cushing erhalten, wurde dann aber orthopädischer Chirurg und beendete seine orthopädische Ausbildung 1929.

ANTONIO de EGAS MONIZ (1874 - 1955)

Portugiesischer Neurologe, der 1926 in Paris die zerebrale Angiographie begründete. Mit der zerebralen Angiographie bestand erstmals die Möglichkeit, krankhafte Veränderungen von Hirngefäßen oder Tumoren darzustellen. So konnte man diese besser diagnostizieren und gezielter operieren. Moniz wandte 1935 erstmals die frontale Leukotomie (Durchtrennung von weißer Hirnsubstanz des Frontallappens) als psychochirurgischen Eingriff bei bestimmten Formen von Geisteskrankheiten an. Ein von Moniz leukotomierter Patient verübte 1939 einen erfolglosen Mordanschlag auf ihn. 1949 erhielt Moniz für die Entwicklung der Psychochirurgie den Nobelpreis für Medizin.

HOWARD CHRISTIAN NAFFZIGER (1884 - 1961)

Naffziger wurde in Nevada City geboren. Studium der Medizin an der University of California San Francisco. Beginn seiner chirurgischen Tätigkeit in San Francisco 1912, Direktor der Neurochirurgischen Abteilung 1929-47. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigte er sich mit der Liquordynamik, dem Scalenus-anticus-Syndrom sowie mit Rückenmarksverletzungen. Einige der von ihm beschriebenen klinischen Bilder wurden nach ihm benannt (Naffziger- Syndrom und das Naffziger-Zeichen).

Sixto Obrador (1911 - 1978)

Obrador wurde in Santander geboren. Staatsexamen in Madrid 1933. Histologische Weiterbildung am Cajal-Institut sowie am Rio-Hortega-Labor, Madrid sowie in Physiologie bei Sherrington, Oxford sowie Fulton, Yale. Neurochirurgische Fortbildung bei Foerster (Breslau), Cairns (London) sowie bei Dott, Horax, Poppen, Dandy und Penfield. 1940-45 Tätigkeit am Spanischen Hospital in Mexico City. 1946 Rückkehr nach Madrid und hier Aufbau verschiedener neurochirurgischer Abteilungen. Zusammen mit Eduardo Tolosa und Ley (Barcelona) sowie Barcia Goyanes (Valencia) und Albert (Sevilla) Gründer der modernen Neurochirurgie in Spanien.

GERHARD OKONEK (1906 - 1961)

Neurochirurgische Ausbildung bei Tönnis in Würzburg und sein 1. Oberarzt. Er wurde 1937 Leiter einer in der Chirurgischen Universitätsklinik Göttingen (Leiter von 1911-1945: Prof. Dr. Rudolf Stich) angesiedelten neurochirurgischen Abteilung. Okoneks bekanntester Schüler war Karl-August Bushe, der später Direktor der Neurochirurgischen Universitätsklinik in Würzburg wurde.

HERBERT OLIVECRONA (1891 - 1980)

Geboren auf Gotland, Schweden. Ab 1909 Weiterbildung zunächst an der Universität Uppsala, ab 1912 bis 1918 am Karolinska-Institut, Stockholm.  1918 Studienaufenthalt bei Payr, Leipzig. 1919 einjähriges Forschungsstipendiat in den USA am Johns Hopkins-Hospital, Baltimore. 1922 am Serafimer-Hospital in Stockholm Beginn seiner neurochirurgischen Tätigkeit. Begründer der Neurochirurgie in Schweden. Wesentliche Beiträge von Olivecrona sind: Die chirurgische Behandlung der Gehirntumoren (1927), Die parasagittalen Meningeome (1934), Gefäßmißbildungen und Gefäßgeschwülste des Gehirns (mit Bergstrand und Tönnis) (1936), Handbuch der Neurochirurgie (mit Tönnis) (1954-1974) sowie The removal of acoustic neurinomas (1967). Literatur: Horwitz NH (1999): Library: Historical Perspective. Neurosurgery 43: 974-978.

ERWIN PAYR (1871 – 1946)

Payr wurde in Innsbruck geboren. Nach dem Studium der Medizin  in Innsbruck und Wien in Graz Schüler Carl Nikoladonis, dem Begründer des „anatomischen“ Operierens. 1907 Annahme eines Rufes auf das Ordinariat in Greifswald. 1910 Wechsel nach Königsberg und 1911 nach Leipzig als Nachfolger Trendelenburgs, wo er bis 1938 Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik war. Payr war auch hirnchirurgisch tätig. So entwickelte er Techniken zur  Behandlung von Hirnabszessen, der Trigeminusneuralgie sowie von Nervenverletzungen mit resorbierbaren Materialien. Ferner Arbeiten über die Behandlung von Schädel-Hirn-Traumen  sowie der Therapie des Hydrozephalus.

MAX MINOR PEET (20.10.1885-25.03.1949)

Peet wurde in Iosco, Michigan, geboren. Studium der Medizin an der University of Michigan. Artium Baccaleureus 1908 Universität Michigan, Magister Artium 1910 zusammen mit der Promotion im selben Jahr. Zunächst allgemeinchirurgische Fortbildung am Rhode Island General Hospital, danach als Stipendiat zweijährige neurochirurgische Fortbildung bei Frazier am Philadelphia General Hospital, Pennsylvania. 1930 Professor und Leiter der neurochirurgischen Klinik an der University of Michigan. Sein wissenschaftlicher Arbeitsschwerpunkt in der Neurochirurgie waren Kraniopharyngeome, Chordotomie bei chronischen Schmerzen, Trigeminusneuralgie sowie die Durchtrennung des Splanchnikus bei arterieller Hypertonie. 1925 führte er als Erster hyperosmolare Glucoselösungen zur Behandlung des Hirnödems ein. Sein Nachfolger wurde 1949 Edgar Allen Kahn. Peet machte sich außerdem international als Ornithologe einen Namen.

WILDER PENFIELD (1891 - 1976)

US-Amerikanischer Neurologe und Neurochirurg. Als Rhodes-Stipendiat   Ausbildung bei Sherrington, Oxford. Studienaufenthalte bei del Rio-Hortega (Madrid) und Foerster (Breslau). Eher flüchtige chirurgische Ausbildung. 1928 Professor für Neurologie und Neurochirurgie McGill-Universität, Montreal. Mit Mitteln der Rockefeller-Stiftung 1934 Gründung des  MONTREAL NEUROLOGICAL INSTITUTE (MNI), dessen Direktor er bis 1960 war. Penfields Forschungsschwerpunkt war die Epilepsie und die  Funktionslokalisation des Gehirns (z.B. neurowissenschaftlicher Homunculus, 1955). Sein Mitarbeiter Rasmussen wurde 1960 Penfields Nachfolger  am MNI.

BERNARD PERTUISET (1920 - 2000)

Pertuiset wurde in Paris, Île de France, geboren. Zunächst Studium der Mathematik und Philosophie. Durch die Kriegswirren Umzug nach Rennes, wo Pertuiset begann Medizin studierte. Fortführung des Studiums in Paris. Mitarbeit in der  Résistance. Bedingt durch seine chirurgische Arbeit in einem US Army Lazerett kam Pertuiset in Kontakt mit neurochirurgischen Fragstellungen. Zunächst neurologische Fortbildung bei Alajouanine. Promotion 1949. 1949-50 Aufenthalt bei Penfield in Montréal. Arbeitete nach seiner Rückkehr als Assistent bei Petit-Dutaillis an der Pitié. 1961 Assistenzprofessor bei Marcel David (1961) und dessen Nachfolger als Direktor 1969. Emeritierung 1989.

DANIEL PETIT-DUTAILLIS (1889 - 1968)

Petit-Dutaillis wurde in der Bretagne geboren. Sein Vater war Marine-Arzt. Nach dem 1. Weltkrieg als Assistenz-Professor in der Chirurgie bei Antoin Gosset. Ab 1924 neurochirurgische Tätigkeit an der Salpétrière unter der Leitung von Guillain. 1929 Studienaufenthalte bei Cushing und Dandy. 1929 erfolgreiche Operation eines lumbalen Bandscheibenvorfalls zusammen mit Alajouanine. Weitere Publikationen zusammen mit mit Vincent und de Martel in der Revue Neurologique. Wurde als Professor für Neurochirurgie Vincents Nachfolger an der Pitié nach dessen Tod 1949. Zusammen mit dem Radiologen Fischgold zahlreiche Publikationen zu neuroradiologischen Themen. Emeritierung 1959.

HANS-WERNER PIA (1921 - 1986)

Pia wurde in Bochum geboren. Abschluß in Medizin 1945 in Marburg/Lahn. Zunächst 1946 Tätigkeit in der Neurologie in Marburg bei Kretschmar. Ab 1946 begann Pia seine allgemein- und -neurochirurgische Ausbildung in Bochum-Langendreer bei Tönnis u.a. zusammen mit Loew, Schürmann, Weber. Fortbildung bei Olivecrona in Stockhol m, ab 1952 wieder bei Tönnis in der 1951 gegründeten neurochirurgischen Universitätsklinik Köln. Ab 1953 dann Aufbau einer neurochirurgischen Abteilung an der Universität Giessen, die noch nicht selbständig war und Teil der chirurgischen Klinik war (Karl Vosschulte). Vosschulte erkannte früh die Sinnhaftigkeit von Subspezialisierungen in der Chirurgie und richtete ab 1960 selbständige Kliniken ein, so die Anästhesie (L´Allemand), Urologie (Rothauge), Thoraxchirurgie (Hehrlein), Unfallchirurgie (Ecke) und die Neurochirurgie, deren Leiter 1961 Pia wurde. Pias Arbeitsschwerpunkte waren das Schädel-Hirn-Trauma und Hirndruck.

LUDVIG MARTINOVITCH PUUSEPP (Людвиг Мартынович Пуссеп)

1875 – 1942

Estischer Neurologe und Neurochirurg. Dreijährige Ausbildung in Neuropathologie und Chirurgie in St. Petersburg unter Vladimir Bechterew, dem Begründer der russischen Neurologie. Ab 1899 eigenständige neurochirurgische Operationen. 1902 Promotion und Assistent am Lehrstuhl für "Geistes- und Nervenkrankheiten". 1.9.1910 Gründung "Neurochirurgische Klinik" mit 32 Betten, deren Leiter Puusepp wurde. 1913 berichtete Puusepp über 120 Operationen an Hirn und Rückenmark inert 30 Monaten. 1913 Anerkennung des Faches "Chirurgische Neurologie" in Russland. 1919 Schliesung des "Neuro-Chirurgischen Instituts" sowie des Lehrstuhls im Zusammenhang mit den Bürgerkriegswirren. Ab 1920 Kliniksdirektor an der Universitätsklinik Tartu (Estland). 1929 Herausgeber der Folia Neuro-Chirurgica, der ersten neurochirurgischen Zeitschrift weltweit, die in 19 Ausgaben bis 1942 (Puusepps Tod) erschienen. Seine neurochirurgischen Leistungen stehen auf dem Niveau Harvey Cushings. Nachfolger Puusepps in St. Petersburg wurden A.L. Polenow (1871-1947) bzw. Polenows Schüler I.S. Babtschin (1895-1989) (ergänzende Hinweise und Korrekturen durch A. Babtschin, St. Petersburg).

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