Hemifazialisspasmus
Bei diesem Krankheitsbild treten unwillkürliche, schmerzhafte Verkrampfungen (meist) einer Gesichtshälfte auf. Ursache sind meist mikrovaskuläre Kompressionen durch aberrante Gefäßverläufe der A. vertebralis (Zhong 2011). Jannetta (1998) unterscheidet zwischen typischem und atypischem Hemifazialisspasmus und ordnet diesen unterschiedlichen Pathologien auch unterschiedliche anatomische Kompressionsorte zu am Hirnstamm zu. Über die Kombination aus Trigeminusneuralgie und eines Hemifazialisspasmus berichtete bereits Cushing 1920 (zit. Zhong 2011, S. 816) und eine Kasuasitik mit aberrantem Vertebralisverlauf wird von Zhong berichtet (Zhong 2011).
Megadolichobasilaris oder Dolichoektasie der A. basilaris
Eine seltenere Ursache eines Hemifazialisspasmus kann eine sog. Megadolichobasilaris sein. Bei diesem seltenen Krankheitsbild (mega: gr. "groß". dolichos: gr. "Rennbahn" (für Langlauf), "gelängt", "langgestreckt"), handelt sich um eine aneurysmatische Erweiterung der unpaarigen A. basilaris. Auf Grund ihrer Größe komprimiert sie oft die pontinen Hirnnerven im Kleinhirnbrückenwinkel (HN V (N. trigeminus), N. VII (N. faziais) und V III (N. statoacusticus) und kann zu Trigeminusneuralgie (s.o.), schmerzhaften Tics (Fazialisspasmus, s.u.) und Hörstörungen bis zum Hörverlust führen. Die klinischen Beschwerden sind meist einseitig, eine beidseitige Klinik ist beschrieben. Ferner ist sie meist teilthrombosiert, wobei das Risko besteht, daß kleine Thromben zu Mikroinfarkten führen, die zu vaskulär-dementiellen Krankheitszuständen führen können. Auf Grund der Lage dieser Gefäßerkrankung gibt es keine spezifische Therapie.
Umfassendere Informationen finden Sie hier:
http://www.neuro24.de/show_glossar.php?id=1067
Kasuistik (männlich, 76 Jahre):
Dieser Patient bot klinisch eine etwas verwaschene Sprache, ein adynames Psychosyndrom, breitbasiges Gangbild, Inkontinenz sowie ein inkomplettes sensomotorisches Querschnittssyndrom sub D10. Ferner Brachialgie und Lumboiaschialgie passend zu C5-7 und L5 und S1 jeweils bds.. Die eigentliche Vorstellung erfolgte wegen der lumboischialgiformen Beinschmerzen. Bildmorphologisch fand sich ein Normaldruckhydrozephalus, thrombotisch bedingte multiple Infarktherde durch die teilthrombosierte Megadolichobasilaris, eine zervikale Spinalkanalstenose durch Osteochondrose HWK 4/5 bis 6/7, eine absolute thorakale Spinalkanalstenose durch eine raumfordernde Synovialzyste des Wirbelgelenkes BW 10/11 rechts sowie eine lumbale Rezessus lateralis-Stenose LW 4/5 und lumbosakral. Die spinalen Pathologien wurden sämtlich operiert, als Erstes die thorakale Stenose.