Neurochirurgie Karlsruhe
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Definition

Eine gute Übersicht über Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit "Spastik" können Sie hier finden: http://de.wikipedia.org/wiki/Spastik. Verkürzt liegt bei einer Spastik ein Funktionsausfall des 1. Motorneurons vor mit der Folge des Ausfalls hemmender, absteigender Einflüsse auf die quergestreifte Muskulatur und einer dadurch bedingten dauerhaften Tonuszunahme  derselben http://de.wikipedia.org/wiki/Motoneuron. Hierdurch ist problemlos zu erklären, warum Patienten mit ausgeprägter Spastik, z.B. zerebrale Tetraspastik bei Encephalomyelitis disseminata http://de.wikipedia.org/wiki/Multiple_Sklerose oder z.B. apallischem Syndrom http://de.wikipedia.org/wiki/Apallisches_Syndrom, regelrecht kachektisch sind, da eine dauerhafte Muskelarbeit vorliegt. der Energiebedarfkann bei diesen Patienten dann nicht mehr gedeckt werden.

Baclofen

In den 1970er und 80er Jahre wurden, verglichen mit anderen Zeiträumen wesentliche Entdeckungen auf dem Gebiet der pharmakologischen Rezeptorenforschung gemacht, z.B. die Entdeckung der Histamin-H2-Rezeptoren der Betarezeptoren durch John Vane, der Benzodiazepinrezeptoren, der Opioidrezeptoren und auch die Subtypisierung des GABA-Rezeptors (Ochs 1995, S. 10). Baclofen war in oraler Form zu dieser Zeit bereits seit 10 Jahren in der klinischen Anwendung.

Wie an anderer Stelle auf dieser Homepage bereits beschrieben, besteht der Nachteil oral verabreichter, zentral wirksamer Pharmaka darin, daß ein erheblicher Teil bei der Leberpassage verstoffwechselt wird, der sog. "First-pass-Effekt" und nur ein relativ kleiner Anteil des Pharmakons an seinem zentralen Zielort wirksam werden kann http://de.wikipedia.org/wiki/First-Pass-Effekt . Am Beispiel des Baclofens, wie auch am Beispiel des Morphins, lassen sich sehr schön die praktischen (nicht pharmakologusch-theoretischen) Unterschiede der Wirksamkeit einer oralen vs. einer subarachnoidalen Therapie gegenüberstellen:

Baclofen oral: maximale Tagesdosis 75 mg (= 75.000 µg)
Baclofen subarachnoidal: maximale Tagesdosis bis 2000 µg (=2 mg)

Zum Vergleich rechnet man bei Morphin etwa mit folgender Zehnerregel bei folgen Applikationswegen: oral - intravenös - epidural - subarachnoidal. Das bedeutet, dass subarachnoidal verabreichtes Morphin zehn mal wirksamer ist als epidural verabreichtes, dies wiederum zehn mal wirksamer als intravenös verabreichtes etc.. Bekommt also ein Patient bei chronisch-benignen Schmerzen über eine Medikamentenpumpe täglich 40 mg Morphin subarachnoidal verabreicht, so entspricht das in etwa 40.000 mg oral verabreichten Morphins. Dies ist als eine eher theoretische Dosis, da 40 Gramm Morphin kaum angewendet werden, anders herum ist es aber so, dass 40 mg subarachnoidal verabreichten Morphins sehr wohl eine realistische Dosierung ist, wenn sie auch selten gegeben. Die normalen Dosierungen liegen zwischen 10 und 20 mg Morphin. Der Faktor 100 dürfte aus der klinischen Erfahrung heraus realistischer sein.

Die obige Gegenüberstellung zeigt, um wieviel wirksamer subarachnoidal verabreichte Pharmaka (Beispiele: Baclofen und Morphin) gegenüber oral verabreichten sind, nämlich etwa um den Faktor 40 (Baclofen) bzw. 100 (Morphin). Und anders als bei oral verabreichtem Baclofen sind die unerwünschten Arzneimttelwirkungen bei subarachnoidal verabreichtem bedeutend geringer: Obstipation bis hin zum Ileus wird bei letzterer Arzneimittelvariante kaum beobachtet.

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